Alexander Krohn

MONGOLEI

Die Mongolei ist eine denkwürdige Gegend. Das Land geht weit, die Erde nah. Selbst ein Ballungszentrum verstreut sich im Sand. Es gibt Wüste, Steppen und Berge. Die Bewohner sind klein, ihre Beine bilden zwei Bögen, als zöge es sie zum Boden hin. Man sagt ihnen blutrünstige Ahnen nach, entschlossene Reiter, die ganze Städte dem Erdboden gleichmachten, auf Feldzügen zuallererst die zum Aufbau befähigten, Zimmerleute, Handwerker etc. um die Ecke brachten, wenige Denkmäler aufstellten: wenn einer abkratzte, verscharrte man ihn im Sand und trieb die Pferde drüber. Man soll Mongolen nicht in den Himmel heben und nicht beerdigen. Heute noch erscheinen sie dem Besucher ernst und schweigsam. Ihre Haut ist ledern, ihre Nahrung karg. Sie leben auf dem Land in runden Gebilden, umgeben von grasenden Tieren oder in kleinen Städten; wie Schuppen stehen die Häuser, der Wind fegt durch die Wege, Sand wirbelt auf und Grashalme wiegen sich. Die Gebäude sind nicht hoch. Trisomie-21-Kranke nennt man in Europa mongoloid.



Heft 1, Januar 2006